Mit einem Pastoralbus Menschen auf dem Land erreichen

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Wie kann Seelsorge stattfinden, wenn vor Ort die notwendigen Strukturen fehlen? Die Bautzener Dompfarrei im Bistum Dresden-Meißen erprobt für sich einen ungewöhnlichen Weg, von dem Rafael Ledschbor, Redakteur der sorbischen katholischen Wochenzeitung Katolski Posoł, berichtet.

„Wir wollen Zeit verschenken“, das ist eines der Anliegen der Bautzener Dompfarrei, der flächenmäßig wohl größten Pfarrei des Bistums. Denn neben der Stadt an der Spree mit 40.000 Einwohnern gehören 89 Dörfer zu ihr. Die Bautzener Domgemeinde hat etwa 4.000 Katholiken. Demographisch gab es in vielen Dörfern vor allem östlich von Bautzen seit der politischen Wende einen großen Einbruch. Es leben dort kaum noch junge Familien. Und es gibt kaum einen Laden, in dem ältere Menschen einkaufen und damit auch jemanden treffen können, mit dem sie sich unterhalten könnten.

Bei einer Tagung im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz kam Dompfarrer Veit Scapan mit Ordinariatsrätin Elisabeth Neuhaus und anderen auf die Idee, dass ein speziell eingerichteter Kleinbus von Ort zu Ort fährt, das heißt, dass die Kirche in diese Dörfer kommt. Dieser Gedanke hat das Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken mit Sitz in Paderborn überzeugt. Das Werk, das vor allem Katholiken in der Diaspora unterstützt, hat aber nicht einen der bekannten gelben Boni-Busse gegeben, sondern für zwei Jahre die Personalkosten des Kraftfahrers der mobilen Kontaktstelle übernommen – und das zu hundert Prozent. „Er soll an fünf Tagen in der Woche mit dem Bus unterwegs von Ort zu Ort sein“, erläutert Dompfarrer Scapan. Zusätzlich soll es im Spezialkleinbus einen Ansprechpartner geben – eine Moderatorin. Das soll zunächst eine Rentnerin ehrenamtlich übernehmen. Perspektivisch sollen es zwei Personen sein, die als Moderatorinnen zu verstehen sind.

Pastoralbus 2

In die ersten abgelegenen Orte fährt der Bus ab April 2016. Dafür wurde ein Mercedes Sprinter von einer Firma umgebaut, die sonst zum Beispiel Bäckerautos entsprechend einrichtet. Im Innenraum ist an der einen Seite ein Regal angebracht. Fest angeschraubt sind auch ein Kühlschrank, ein Tisch und zwei Stühle. Vom Strom des Autos sollen eine Kaffeemaschine und ein Wasserkocher betrieben werden. Denn bei einer Tasse Kaffee oder Tee plaudert es sich leichter.

Mit diesem Projekt sollen nicht nur Gespräche angeboten werden. Es soll den Leuten auch das besorgt werden, was sie an Lebensmitteln oder Hauhaltwaren im Alltag brauchen – im Sinne der Nachbarschaftshilfe aktiv sein. Um zum Beispiel entsprechende Karten für besondere Anlässe zu besorgen – immer wieder werden Trauerkarten gebraucht –, ist eine Kooperation mit dem Ökumenischen Domladen in Bautzen bereits beschlossen. Es soll jedoch keine Konkurrenz zu den bestehenden mobilen Verlaufsläden entstehen.

Und neben den Besorgungen kommt es zunächst zum Plausch und später vielleicht zu einem tieferen Gespräch. „Dadurch erfahren wir von den Sorgen und Nöten dieser Menschen direkt“, so Pfarrer Scapan. „Die Moderatorin, die keine Seelsorgerin ist, hat die Aufgabe zu vermitteln, damit wir als katholische Priester oder auch evangelische Pfarrer uns eines konkreten Anliegens annehmen können. Natürlich hat das Ganze einen missionarischen Touch. Es soll ja auch erkennbar sein, dass wir von der Kirche sind …“

Erstveröffentlichung: bonifatiuswerk.de, 18.04.2016.